Gesundheitskompetenz umfasst die Fähigkeit eines Menschen, aktiv nach gesundheitsbezogenen Informationen zu suchen, diese zu verstehen und anzuwenden. Der Europarat erkennt an, dass Gesundheitskompetenz einen wichtigen Beitrag zur Wahrung des Menschenrechtsprinzips des gleichberechtigten Zugangs zur Gesundheitsversorgung und zur Stärkung der Bürger leistet (Europarat, 2023). In diesem Zusammenhang wird der Patient als aktiver Teilnehmer und nicht als passiver Empfänger der Gesundheitsversorgung betrachtet. Die Europäische Studie zur Gesundheitskompetenz (HLS-EU) hat gezeigt, dass eine eingeschränkte Gesundheitskompetenz in Europa eine Herausforderung darstellt und nicht nur für gefährdete Gruppen, sondern auch für die allgemeine Bevölkerung ein Problem darstellt. Derzeit bieten begrenzte Initiativen systematische Ansätze für die Gesundheitskompetenz, insbesondere für chronische Erkrankungen, bei denen die Filterung krankheitsbezogener Informationen und aktives Engagement wichtig sind (Batterham et al., 2014).
Tinnitus ist eine nicht übertragbare Krankheit, die als das Gefühl von Lärm in Abwesenheit eines entsprechenden externen Geräusches definiert wird. Sie besteht aus zwei Parametern: einem Phantomgeräusch in den Ohren und einer gewissen Einschränkung der Lebensqualität, die oft mit Schlafproblemen, Stress und Depressionen einhergeht. Epidemiologische Studien deuten darauf hin, dass 10–30 % der erwachsenen Bevölkerung in den EU-Ländern davon betroffen sind. Neben der individuellen Belastung ist auch die sozioökonomische Belastung enorm. Für jedes Land werden die Kosten auf etwa 6,8 bis 21,9 Milliarden Euro pro Jahr geschätzt (Tzirinis et al., 2022; Maes et al., 2013).
Da die auffälligsten Elemente des Tinnitus nicht durch objektive physische Aufzeichnungen messbar sind, wird das Verständnis der Ursachen und der Heterogenität der Patienten behindert. Dies führt zu Unterschieden in den Gesundheitsstrukturen und -praktiken, die in der EU befolgt werden (Cima et al., 2020), und zu einer großen Varianz in der Lese- und Schreibfähigkeit in Bezug auf die Erkrankung (Steinmetzger et al., 2024). Das Fehlen einer gemeinsamen Sprache zwischen den beteiligten Fachrichtungen stellt ein Hindernis bei der Tinnitustherapie dar. Dies wiederum vergrößert die Hindernisse für Patienten in Bezug auf die Gesundheitskompetenz in allen ihren Bereichen.
TinWise zielt darauf ab, Tinnitus-Patienten zu stärken, indem es auf ihre Bedürfnisse im Bereich der Gesundheitskompetenz eingeht und Wissen in die Tat umsetzt. Ein erfahrenes Konsortium aus akademischen, klinischen und privatwirtschaftlichen Partnern stellt sicher, dass unsere Ziele erreicht werden. Dazu gehören die Stärkung aller Tinnitus-Patienten in der EU durch gemeinsam entwickelte spielerische Gesundheitskompetenzinhalte, einen Chatbot, Wissensaustausch und die Verbesserung der Fähigkeiten zur effektiven Ressourcennutzung bei allen EU-Klinikern, die sich auf chronischen Tinnitus konzentrieren.
Die Aktivitäten umfassen fünf Lern- und Lehrveranstaltungen, in denen Patienten die spielerischen Inhalte mitentwickeln, in die effektive Nutzung von Ressourcen zur Gesundheitskompetenz eingeführt werden und Fachkräfte in den Wert der Förderung der Gesundheitskompetenz und der Nutzung von Chatbots und spielerischen Interventionen eingewiesen werden. Diese Maßnahmen bilden zusammen mit drei Multiplikatorenveranstaltungen und drei Projekttreffen eine umfassende Strategie für die Patienten- und Fachkräfteausbildung, die innovative Lösungen zur Gesundheitskompetenz bei allen Partnern fördert.
Die Projektergebnisse umfassen eine Bedarfsanalyse, die Entwicklung von drei digitalen Serious Games, eines Chatbots und eines Patientenvermittlungsdienstes, die in eine interaktive Plattform für Gesundheitskompetenz integriert sind. RLOs, die sich an alle Kliniker richten, werden entwickelt und in das von Erasmus+ generierte MOOC Tin-TRAC integriert. Es wird ein Handbuch für die Entwicklung digitaler Ressourcen zur Gesundheitskompetenz bereitgestellt. Dadurch erwartet TinWise innovative Tools, Plattformen und Ressourcen, die die Gesundheitskompetenz für Patienten und Fachkräfte gleichermaßen verbessern.
TinWise nutzt, ergänzt und erweitert die Ergebnisse des Erasmus+-Projekts TinWise. Die Verbreitung und Nutzung der Ergebnisse erfolgt sowohl bei Bildungseinrichtungen wie Universitäten und Forschungszentren als auch bei klinischen Zentren und Patientenverbänden in der gesamten EU.
Daher wird TinWise: